Arbeitsfelder


Gehörlosenschule

Die Schule umfasst über 130 SchülerInnen zwischen 3 und 23 Jahren sowie 24 Lehrer. 
Der grösste Teil der Schüler sind Jordanier. Eine Minderheit kommt von anderen arabischen Ländern. Da die meisten Kinder nicht in der Umgebung von Salt wohnen, bietet das Internat mit rund 120 Plätzen den Kindern ein zweites Daheim an.

Die Schule bietet vier Bildungsstufen:

•    Kindergarten
•    Primarschule
•    Oberstufe
•    Maturitätsstufe

Parallel zur Oberstufe absolvieren die Schüler eine Berufsausbildung.  Nach einem evtl. Matura-Abschluss, schliesst sich oft eine Weiter- oder Hochschulbildung an. Neben den Klassenzimmern hat die Schule eine Mitarbeiter- und Schülerbibliothek, einen Computer- und einen Naturkunderaum. Räume für technisches und textiles Gestalten, eine neu ausgestattete Turnhalle, einen Spielplatz und Gehege für Haustiere, stehen ebenfalls zur Verfügung.


Taubblindenabteilung

Die Taubblindenabteilung kümmert sich um eine  vernachlässigte und benachteiligte Gruppe im Nahen Osten. Sie bietet Bildung, Betreuung und Vorbereitung für ein möglichst selbstständiges Leben an.

Man weiss nur sehr wenig darüber, wie viele taubblinde Kinder es in der Region gibt. Lange bevor das Institut die Taubblindenabteilung eröffnen konnte, war es sich der enormen Bedürfnisse der taubblinden Kinder und Jugendlichen bewusst. Aber erst nach und nach konnte es auch die nötigen Mitarbeiter, Räumlichkeiten und das Wissen entwickeln und anbieten.

Im Jahr 2001 öffnete die Abteilung ihre Türen für zwei taubblinde Kinder. Heute bietet sie acht taubblinden Kindern im Alter von 4-18 Jahren ihre Dienste an. Die Abteilung befindet sich in einem heimeligen Umfeld mit 24h-Betreuung. Den taubblinden Kindern werden Fähigkeiten beigebracht, die sie im täglichen Leben benötigen. Dadurch soll Unabhängigkeit entwickelt werden. Ein wichtiger Bestandteil der verschiedenen Aktivitäten ist, dass sie die Taktile Gebärdensprache lernen. Da eine taubblinde Person keine Gebärden sehen kann, gibt es die Taktile Gebärdensprache. Diese ist eine spezielle Form der normalen Gebärdensprache, mit der auch taubblinde Personen die Gebärdensprache verstehen können. Beim Taktilen Gebärden berühren sich die Hände beider Personen und so kann die taubblinde Person spüren, was die andere Person ihr mitteilen möchte. Später wird das Kommunikations-Repertoire durch Fingerbuchstabieren und die Braille-Schrift (Blindenschrift) erweitert.

Das Betreuungspersonal und die Lehrer der Abteilung unterweisen ihre taubblinden Zöglinge durch Berührungen und die Taktile Gebärdensprache. Für diesen Zweck hat das Team sein eigenes Lernmaterial entwickelt, welches es auch für Ausbildungskurse in anderen Ländern der Region einsetzen möchte.


Internat

Das Internat bietet ein temporäres zweites Daheim an. Sie werden hier ermutigt und unterstützt ihr volles Potential zu entwickeln.

Ziel ist, dass die Internatsschüler lernen, für Jüngere und Schwächere Verantwortung zu übernehmen. Beide, Jungen und Mädchen, entwickeln grundsätzliche Fähigkeiten im Haushalt, indem sie in der Küche mitarbeiten, sowie andere Aufgaben übernehmen. Diese Fähigkeiten sind wichtig für die Mädchen, die das normalerweise von ihren Müttern lernen würden. Natürlich schadet diese Hausarbeit auch den jungen Männern nicht.


Berufsausbildung

Wenn gehörlose Kinder reife, selbständige Menschen werden sollen, ist Berufsbildung unerlässlich.

Im Durchschnitt nehmen 40 Schüler an der Berufsausbildung teil. Folgende Berufe werden unterrichtet:

  • Teppichweberin
  • Schneiderin und Stickerin
  • Töpferin und Mosaikarbeiterin
  • Schreiner
  • Automechaniker
  • Metallarbeiter
  • Kinderbetreuerin
  • Sondererzieher/in
  • In besonderen Fällen auch Hörgeräte-Techniker/in.

Das Institut hofft, in Zukunft die Auswahl von angebotenen Berufsbildungen noch zu erweitern.

Die meisten verfügbaren Berufe konzentrieren sich auf Handarbeit. Neu bietet das Institut auch die Ausbildung als Informatiker an. Ungefähr 60% der Ausbildner sind selber gehörlos. Das Institut ist dabei, mehr qualifizierte gehörlose Lehrer anzustellen, um das zweisprachige (Gebärdensprache/Arabisch) Unterrichtsmodell besser anwenden zu können.

Eine abgeschlossene Ausbildung ermöglicht es gehörlosen Menschen, sich erfolgreich für eine Anstellung zu bewerben. Die Möglichkeit, eine Anstellung zu finden und finanziell unabhängig zu werden, spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Tatsache, dass unter gehörlosen Leuten mit guter Berufsbildung die Arbeitslosenrate weit unter dem nationalen Durchschnitt liegt, zeugt vom Erfolg des Programms.


Audiologie

Die Audiologieabteilung bietet viel benötigte audiologische Dienstleistungen für den ärmeren Teil der Bevölkerung an. Diese Menschen haben oft keine Krankenversicherung und können es sich nicht leisten, privat behandelt zu werden.

Die Abteilung bietet Untersuchung, Diagnose- und Beratungs-Service, sowie Verkauf und Reparatur von Hörhilfen zu günstigen Preisen an.

2003 begann die Audiologie mit einer Anzahl lokaler und internationaler Partner ein nationales Programm, um Gehörlosigkeit schon früh und sogar vor der Geburt feststellen zu können. Das Gesundheitsministerium ist nun dafür zuständig, dieses Programm nach Möglichkeit im ganzen Land durchzusetzen.

Die Audiologieabteilung bietet auch Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Audiologie, Hörhilfen- und Hörgerätetechnik an. Bemerkenswertes Detail: Die meisten Ohrstücktechniker sind selber gehörlos.


Außendienst

2010 nahmen über 300 Kinder mit Hör- und Sprachbeeinträchtigungen an verschiedenen Programmen des Aussendienstes teil. Das Netzwerk von sechs spezialisierten Einrichtungen hat schon tausende Kinder mit verschiedenen Behinderungen erreicht. Dieser Service ist gefragt und braucht Personal und Finanzen für die geplante Erweiterung.

Der Aussendienst des Instituts fördert:  

  1. Die Integration behinderter Kinder in staatlichen Schulklassen
  2. Integration von behinderten Personen in ihr Umfeld
  3. Ausbildung von Facharbeitern und Lehrern

Schulische Integration

Schulische Integration wird in staatlichen Schulen in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium angeboten. Das Institut bietet Weiterbildung für lokale Lehrer und fachliche Unterstützung mit Lehrmaterial und Hörhilfen an.

Gemeindenahe Rehabilitation (CBR)

CBR-Dienstleitungen versuchen mit lokalen Einrichtungen wie Kliniken, Krankenhäusern und Schulen, sowie Fabriken und lokalen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Ziel ist, die Integration behinderter Kinder in ihr Umfeld so gut wie möglich zu fördern. Dafür werden Volontäre und Mitarbeiter der örtlichen öffentlichen sowie auch privaten Einrichtungen ausgebildet.

Ausbildung

Bildungs- und Eingliederungshilfsprogramme setzten häufig Volontäre ein, die von Spezialisten ausgebildet werden.


Flüchtlingsarbeit

Seit 2013 verwaltet das Holy Land Institute for the Deaf (HLID) ein Zentrum für behinderte Kinder im Za’atari Flüchtlingslager an der Syrisch-Jordanischen Grenze.

Behinderte Kinder sind die meistverletzten Menschen im Lager. Seit dem Beginn der Arbeit hat das Zentrum mehr als 3.000 Kindern geholfen, daneben junge und ältere Leute mit Beeinträchtigungen beim hören, sehen oder psychischen Problemen. Jeden Tag kommen 75 Kinder zum Zentrum um versorgt zu werden mit Hörgeräten, Therapien, Erziehung oder nur für die Unterstützung und Freundschaft vom Personal des HLID und den 14 Volontären des Zentrums.

Fakten und Zahlen

  • Das Zentrum hat 9 Wohnwagen .
  • Jeden Tag kommen 75 Kinder
  • Es arbeiten dort 14 Syrische Freiwillige; 7 für Erziehung, 7 für Bewertung, Diagnose und Rehabilitation.
  • 4-6 spezialisierte Mitarbeiter vom Netzwerk der jordanischen Behindertenorganisationen besuchen das Zentrum jeden Tag. 8 Mitarbeiter kommen wöchentlich oder wenn nötig.
  • Das HLID fährt jeden Tag mit 2 PKWs, und einem Transporter ; einen Transporter braucht es um die Kinder im Lager ab zu holen.

Za‘atari, die viert größte Stadt in Jordanien

Seit die bürgerliche Unruhe und die militärischen Feindlichkeiten in Syrien vor fünf Jahren eskalierten, haben etwa 1,4 Millionen Menschen die Gastfreundschaft  ihrer Nachbarn in Jordanien bekommen , und viele endeten im Za’atari Flüchtlingslager. Das Lager hat angefangen als eingezäuntes Stück Wüste für anfangs 38.000 Syrier mit beschränkter Infrastruktur und Diensten. Heute ist es das Zuhause für mehr als 170.000 syrische Flüchtlinge, und deswegen die vierte ‚Stadt‘  dieser Größe in Jordanien.  Träume, Karrieren und Lebensläufe  sind stillgelegt wegen dem Krieg zu Hause, und die Familien nutzen gemeinsam die  Zelte, Küchen und Toiletten im Lager um mit den  täglichen Herausforderungen zu Überleben. Was gemeint war als provisorischer Ruheplatz ist ein bleibender und trübsinniger Platz geworden nach fünf Jahren der Krise.

‚Zentrum des Hoffens‘

Niedrige Budgets und überlastetes  Personal im Lager bedeuten dass Flüchtlinge mit speziellen Bedürfnissen zu oft  übersehen werden bei den immer weiter steigenden  Anstrengungen. So werden Kinder oft benachteiligt .

Das HLID wurde in 2012 informiert über die Situation und kontaktierte Vertreter von Organisationen um den Menschen dort zu helfen . Keine Agenturen im Za’atari Lager boten Programme für Behinderte an und deshalb erhielten diese Kinder mit Hör- und Sehproblemen und auch psychische, kognitive oder neurologischen Beschränkungen keine Dienste und hatten keine Hilfsmittel . Das bedeutete das ihre Teilnahme am täglichen Leben und Entwicklung noch komplizierter war als vorher . Es bedeutete auch das ganze Familien betroffen wurden. Das ‚Netzwerk‘,  eine Koalition von jordanischen Behinderten Organisationen, hat im Jahr  2013 das Za’atari Zentrum dort angefangen.

 Heute zeigt es wie das Zentrum  im Lager für syrische Flüchtlinge ein Ort der Hoffnung geworden ist. Es wirkt als ein heller sozialer Platz  und als Schule für Kinder die sonst übersehen geworden wären.


Sprachentwicklung

Die Abteilung für Gebärdensprache konzentriert sich auf die Erforschung der Gebärdensprache und die Entwicklung von Lernmaterial in arabischer und jordanischer Gebärdensprache.

Hier soll ebenfalls eine anerkannte Ausbildung für Dolmetscher für die Gehörlosen entwickelt werden.

Jährlich werden mindestens 100 Personen in Gebärdensprache unterrichtet. Die verschiedenen Kurse werden von Lehrern und Volontären des HLID und anderer Zentren besucht. Auch Studenten von Hochschulen und Universitäten, sowie Eltern und Familien gehörloser Kinder sind dabei.

Die Gebärdensprachabteilung bildet auch Dolmetscher für gehörlose Studenten aus. Die Nachfrage  wächst und die jordanische Regierung hat ein Unterstützungskomitee ins Leben gerufen.

Die Abteilung arbeitet seit ein paar Jahren an einem Wörterbuch der jordanischen Gebärdensprache. Ebenfalls engagierte sie sich in der linguistischen Forschung und der Entwicklung des Buches “Einführung in die Grammatik der jordanischen Gebärdensprache”, das auf Arabisch und Englisch veröffentlicht wurde.